In diesem Beitrag beschreibe ich, wie bei der Anzucht von Alfalfa-Sprossen das Keimgut in einem Sprossenturm gekeimt wird.
Für eine Ebene des Sprossenturms braucht man 1 EL Alfalfa-Sprossen Keimgut. Aus 1 EL Samen wachsen im Laufe von 7 Tagen ca. 150 g Alfalfa-Sprossen. Die Alfalfa-Samen werden zunächst für 6 Stunden in einer Tasse oder einem Glas in Wasser eingeweicht. (Ich mache das routinemäßig nach der Zubereitung des Selleriesafts, dann sind die Samen mittags fertig eingeweicht zum Umfüllen.) Danach werden die Samen in einem Sieb unter fließendem Wasser abgespült. Anschließend die vorgequollenen Samen in der obersten Lage des Turm verteilen. Nun noch einmal mit frischem Wasser begießen, weil sich danach die Samen noch gleichmäßiger ausbreiten.
Ein heller Platz für die Anzucht von Alfalfa-Sprossen
Die Samen werden an einem hellen Platz zum Keimen aufgestellt, im Herbst und Winter ist direktes Sonnenlicht für 3–4 Stunden nicht störend. Die optimale Temperatur für die Anzucht von Alfalfa-Sprossen liegt zwischen 18 °C und 22 °C. Im Sommer kommt es bei direktem Sonnenlicht unter der Haube zu einem Hitzestau und die Sprossen fangen oft an zu schimmeln. Daher bitte etwas entfernt vom Fenster aufstellen. Es ist sehr praktisch, wenn der Turm im Frühjahr, Herbst und Winter auf der Fensterbank in der Küche steht, da sich so sich das Wässern am einfachsten gestaltet.
Die Alfalfa-Sprossen 2 x täglich sorgfältig wässern
Die Sprossen werden 2 x täglich, jeweils morgens und abends, gewässert. Dazu werden ca. 200 ml frisches Wasser auf die Sprossen geschüttet. Das Wasser dann bitte sorgfältig abtropfen lassen. In den ersten Tagen läuft das Wasser meistens völlig unproblematisch durch die Öffnung unter den roten Siphons ab. Sollte es am Anfang einmal überhaupt nicht ablaufen, kann ganz leichtes Kippen Abhilfe verschaffen. Später kann es manchmal passieren, dass sich einzelne Sprossen beim Wachsen direkt in die Öffnung schieben, sodass die winzigen Abflusslöcher verstopfen. Das kann ca. ab Tag 3–5 passieren, allerdings ist es eher die Ausnahme.
Um dem Problem der Staunässe in solch einem Fall vorzubeugen, lasse ich die Sprossen ca. ab Tag 3 nicht in der waagerechten Position direkt auf dem Sprossenturm ablaufen, sondern nehme jede befüllte Schale einzeln zum Spülbecken und halte sie schräg, sodass das Wasser ablaufen kann. Wenn ich die gespreizte Hand direkt auf die Sprossen lege, dann kann ich die Schale sehr schräg halten, sogar über einen 90° Winkel hinaus. Hier gehe ich sehr sorgfältig vor, damit wirklich alles Wasser abgelaufen ist. Bei stehendem Wasser kommt es zu Staunässe und die Sprossen fangen leicht an zu schimmeln. Bei sorgfältigem Abtropfen passiert das nicht. Manchmal werden die hauchfeinen Faserwurzeln mit Schimmel verwechselt, der Geruchstest gibt Aufschluss darüber. Faserwurzeln riechen frisch und nicht modrig. Sollte es doch einmal zur Schimmelbildung gekommen sein, z.B. weil das 2‑malige Wässern vergessen wurde, so muss die Schale mit heißem Wasser und etwas Obstessig vor dem nächsten Gebrauch gründlich abgebürstet werden.
Um den 5. oder 6. Tag sind die Alfalfa-Sprossen so hochgewachsen, dass sie über den Rand hinauswachsen wollen. Ab dem Zeitpunkt nehme ich den Deckel ab, um ihnen noch mehr Raum nach oben zu geben. Vorher tut der Deckel gute Dienste, da ein vorteilhaftes Minigewächshaus-Klima entsteht. Ich empfinde es als Vorteil des Turms, dass es mir leicht möglich ist, die Sprossen jeden Tag beim Wässern mit der Hand zu berühren, über die grünen Köpfe zu streichen und so eine noch persönlichere Verbindung zu ihnen aufzubauen. (Die kleinen Pflänzchen sind in der Lage, die Informationen des Gärtners bei persönlicher Beziehung zu ihnen zu lesen. Die Sprossen lesen unseren Körper, unsere Organe, unser Blut und wissen, was nicht in Ordnung ist und wie unsere Geschichte ist. Sie tun alles dafür, um ihre Nährstoffe so zu verändern, dass sie spezifisch auf unsere körperlichen und seelischen Bedürfnisse zugeschnitten sind). Bei der Anzucht von Alfalfa-Sprossen im Sprossenglas ist diese tägliche Berührung leider nicht möglich.
Die Alfalfa-Sprossen sind am 8. Tag erntereif
An Tag 8 sind die Sprossen erntereif und können auf verschiedene Arten verwendet werden. Die Samen können als ganzes gegessen werden und es braucht nichts abgeschnitten werden. Alfalfa schmeckt frisch, mild und saftig und passt hervorragend in einen Salat (z.B. mit Gurken, Paprika, Zwiebeln, Tomaten, Knoblauch und Orangensaft) oder in einen Smoothie mit Bananen, Mango oder Obst deiner Wahl. Sehr lecker sind auch Norirollen mit Alfalfa, Gurkenstreifen und Paprikastreifen. Auch als Brotbelag oder als frische Deko auf Suppen oder anderen Speisen sind sie eine große Bereicherung. Du kannst sie aber auch sehr gut entsaften.
Zur kurzen Aufbewahrung im Kühlschrank eignen sich rechteckige Glasbehälter sehr gut, in die jeweils ein Blatt eines Küchenkrepppapiers gelegt wird, damit überschüssiges Wasser aufgesaugt wird. So sind die Sprossen 1 Tag haltbar.
Die in diesem Artikel vorgestellte Methode der Anzucht von Alfalfa-Sprossen im Sprossenturm eignet sich besonders für größere Mengen von Sprossen, da die stapelweise Anbaumethode recht platzsparend ist. In unserem 2‑Personen-Haushalt verbrauchen wir pro Woche in den Monaten Oktober bis April die Sprossen aus 3 Sprossentürmen mit insgesamt 9 Lagen. Außerdem besitze ich noch 5 weitere Sprossengläser (siehe Abbildung), die auch von Oktober bis April im Einsatz sind. Insgesamt verzehren wir pro Tag ca. 300 g Sprossen, wobei der weitaus größte Teil bei mir landet.
Alfalfa-Sprossen lassen sich auch gut im Keimglas anbauen
Alfalfa eignet sich genauso gut zum Anbau in Keimgläsern, da die Samen nicht schleimbildend sind. Diese Art von Anbau braucht etwas mehr Platz, funktioniert aber mindestens genauso gut. Alle hier vorgestellten Keimgeräte und darüber hinaus auch noch Sprossensaatgut bekommst du in großer Auswahl auf dieser Seite über Sprossenzucht.
Probier es einmal aus, die Anzucht von Alfalfa-Sprossen ist eine sehr einfache und kostengünstige Art zu mehr lebendigem Grün zu kommen. Noch dazu ein Grün, was speziell für den Sprossengärtner gewachsen ist und spezifische Nährstoffe mitbringt, die genau auf den gärtnernden Menschen zugeschnitten sind. Unser Lieblingsautor spricht darüber in seiner Radioshow über das Wachstum von eigenen Lebensmitteln.
In diesem Artikel über Sprossen findest du noch mehr Informationen zum spannenden Thema Sprossen.
Viel Freude beim Ausprobieren und guten Appetit!
Autorin: Astrid Späth